In der Stadt Zürich eine Wohnung zu finden, ist schwierig: Am Stichtag im letzten Jahr waren gerade mal 161 von 230’000 Wohnungen frei. Das sind nur gerade 0,07 Prozent. Ausserdem ist erst ein Viertel der städtischen Wohnungen gemeinnützig. Zu diesem Viertel gehören auch die 2300 Wohnobjekte der FGZ, in denen rund 5700 Personen leben. Hier wohnt man in einer grünen Umgebung in Zentrumsnähe, mit ruhigen Quartierstrassen, Platz zum Spielen, einer zahlbaren Miete. Man muss nicht befürchten, wegen eines Neubaus plötzlich auf der Strasse zu stehen. Wer hier wohnt, hat Glück.
Doch selbst wer einmal in der FGZ wohnt, muss irgendwann umziehen. Dies ist der Fall, wenn sich ein Paar trennt oder spätestens, wenn die Kinder flügge geworden sind. Dann müssen unsere Mitglieder innert einer festgelegten Zügelfrist aus dem Reiheneinfamilienhaus oder ihrer grossen Familienwohnung ausziehen, um einer neuen Familie Platz zu machen. Da die Mitglieder grundsätzlich ein Wohnrecht in der FGZ haben, wird ihnen eine passende kleinere Wohnung angeboten. Doch sind solche Wohnungen in der FGZ-Mangelware. Es dauert in den letzten Jahren immer länger, bis solche Umzüge realisiert werden können, und die internen Interessentenlisten werden länger. Ende 2022 warteten bereits über 140 Haushalte auf einen Umzug in eine 2- oder 3-Zimmer-Wohnung. Grund hierfür ist der demografische Wandel: Auch die FGZ-Genossenschafterinnen und -Genossenschafter werden immer älter.
Es braucht also mehr kleine Wohnungen für Mitglieder, die aus ihren Familienwohnungen ausziehen müssen. Weil vielleicht nicht alle in der Nachkinderphase in einer Kleinwohnung leben möchten, schaffen wir ergänzend auch neue gemeinschaftliche Wohnformen wie Clusterwohnungen. Paare und Alleinstehende profitieren, weil sie in Wohnungen ziehen können, in denen sie auch gerne bleiben, wenn sie älter werden. Mit den Gärten und Treppen eignen sich gerade die Reiheneinfamilienhäuser nur bedingt für das hohe Alter. Hier sollen wieder junge Familien einziehen, deren Kinder die Möglichkeit erhalten, in einer naturnahen und schönen Umgebung im Friesenberg aufzuwachsen. Die FGZ will dieses Modell weiterführen: Sie steht damit ein für Fairness und Ökologie. Die FGZ-Mitglieder nehmen weniger Wohnraum in Anspruch als der Zürcher Durchschnitt. Und die Wohnfläche ist ein wichtiger Aspekt unseres Energieverbrauchs.
Wir haben nicht nur einen grossen Bedarf an mehr (kleinen) Wohnungen, sondern auch gute Bedingungen, neue Wohnungen durch inneres Wachstum zu realisieren. Denn ein Grossteil unseres Wohnungsbestands muss in den nächsten Jahren ohnehin erneuert werden. Viele der rund 2300 Wohnungen stammen aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. Sie wurden zwar laufend in Schuss gehalten, die Struktur und die Gebäudehülle sind aber noch in altem Zustand. Bei manchen Siedlungen reicht eine Sanierung. Bei anderen ist ein Ersatzneubau sinnvoller, sowohl aus wirtschaftlichen wie auch aus energetischen Gründen. Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter haben sich seit 1989 bereits bei 5 unserer 25 Siedlungen für (Teil-)Ersatzneubauten entscheiden. In solchen Fällen haben wir die Chance, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen: indem wir die Gebäude 1, 2 oder 3 Stöcke höher bauen – jedoch in aller Regel nicht höher als 4-stöckig, und damit weniger hoch als die Häuser im Arbental/Friesenberghalde.
In den Neubauten entstehen zeitgemäss geschnittene, moderne Wohnungen, die den heutigen Vorschriften entsprechen. Sehr kleine Kinderzimmer und Durchgangszimmer gehören der Vergangenheit an. Auch energetisch haben die Neubauten Vorteile. Sie sind viel besser isoliert und verbrauchen bis zu 4-mal weniger Energie pro Quadratmeter Wohnfläche. Davon profitieren die Mieterinnen und Mieter: Die Nebenkosten liegen deutlich tiefer. Selbst wenn man die graue Energie für den Bau oder die Sanierung mitrechnet, ist ein Neubau unter dem Strich aus energetischer Sicht oft gleich gut oder gar besser. Berücksichtigt man ausserdem, dass Wohnungen an zentraler Lage weniger Verkehr auslösen und der weiteren Zersiedelung der Landschaft entgegenwirken, ist der Fall klar: Es ist in der aktuellen Situation wichtig, dass die FGZ im Zuge der Erneuerung nicht nur für den internen Bedarf, sondern generell mehr gemeinnützige Wohnungen erstellt.
Neue Wohnungen sind also sinnvoll und nötig – wir entscheiden aber gemeinsam und pragmatisch darüber, wann und wo sie entstehen. Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter werden bei allen Projekten frühzeitig in den Dialog einbezogen und beschliessen an der Generalversammlung für jede Siedlung einzeln über Sanierung oder Ersatzneubau. So können wir den spezifischen Gegebenheiten Rechnung tragen. Ist die Sanierung sehr aufwendig, sind die Grundrisse ungeeignet und die ökologische Bilanz nicht klar besser, werden wir in aller Regel einen Ersatzneubau mit mehr Wohnungen bevorzugen. In einigen Fällen können wir dabei sogar Quartierstrassen von der Stadt Zürich erwerben und zu attraktivem Aussenraum der Siedlungen
umwandeln.
Mehr Wohnungen sind den Stimmbürgerinnen und -bürgern der Stadt Zürich schon lange ein Anliegen. Sie sprachen sich in der Vergangenheit mehrmals hierfür aus, so etwa 2011 mit der Annahme des wohnpolitischen Grundsatzartikels. Damals wurde verlangt, dass ein Drittel der Wohnungen in der Stadt gemeinnützig sein sollte. Auch die FGZ unterstützt dieses Ziel. Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter haben sich schon öfter für mehr Wohnungen im Friesenberg eingesetzt – unter der Bedingung, dass der Friesenberg ein durchgrüntes, attraktives Wohnquartier bleibt. Das ist möglich und auch weiterhin unsere Maxime. Im Zuge der baulichen Erneuerung unserer Siedlungen können wir mehr der dringend benötigten Wohnungen schaffen, ohne dass der Lebensraum seine Qualitäten verliert. Die Grünflächen und der Quartiercharakter bleiben im Friesenberg erhalten. In Zukunft werden davon sogar noch mehr Menschen profitieren.