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Umzug auf Zeit

Messungen zeigen im Sommer 2020: Es sind sofort Sicherheitsmassnahmen nötig, um 3 Häuser in der Siedlung Kleinalbis (5. Etappe) zu retten. Klar ist auch: Die Mieter/innen müssen für die Rettungsaktion das Haus verlassen. Wie es für sie war, das eigene Zuhause ein halbes Jahr verlassen zu müssen, berichtet Priska.

Priska (57)

Ich habe Ende August erfahren, dass meine Tochter Eleni und ich am 1. Oktober unser Zuhause an der Schweighofstrasse geräumt haben müssen. Das war ein Schock. Mein erster Gedanke war: Was passiert mit meinem Garten, mit dem anwohnenden Igel, den Vögeln darin?

Von Herzen gepflegt

Die Sorge um meinen Garten war leider berechtigt. Um die Mikropfähle im Keller anbringen zu können, musste das ganze Haus angehoben werden. Dafür waren grosse Baumaschinen und zwei Betonmischer nötig, die alles um das Haus dem Erdboden gleich gemacht haben. Meine beiden Gartenbeete, die Blumen, die Beeren – nichts konnte gerettet werden. Natürlich hat man mir versichert, dass alles wieder hergerichtet werde. Aber ich habe meinen Garten und die Erde darin 14 Jahre lang aufgebaut und gepflegt. Eine wilde Vielfalt ging verloren. Dankbar bin ich, dass meine beiden Apfelbäume erhalten geblieben sind. Einer davon war ein besonderes Geschenk zum Einzug in dieses Haus vor 14 Jahren.

Hinter jedem Umzug steckt eine Geschichte

Ein Umzug bringt immer Gefühle mit sich, man wechselt schliesslich sein Zuhause. Aber hinter jedem Umzug steckt eine persönliche Geschichte. Ich habe am 17. Juni 2007 den Mietvertrag für dieses Haus unterzeichnet. Am 22. Juni ist mein Mann plötzlich verstorben. Antritt Mietvertrag war am 1. August; ich musste innerhalb eines Monats mit einer einjährigen Tochter eine Beerdigung und einen Umzug organisieren. In diese Zeit wurde ich letzten Herbst zurückversetzt – einerseits wegen des stressvollen Umzugs an sich; andererseits eben auch wegen des Gartens, auf den ich mich damals besonders gefreut hatte.
Als ich im August 2007 einzog, war vom lauschigen Garten meiner Vorgänger, den ich besichtigt hatte, nichts übrig. Es war saniert worden – für mich die reinste Katastrophe. Nichts hatte überlebt, nur noch Lehm und Baumaschinen um das ganze Haus.* Der erneute fieberhafte Umzug mit der Bestürzung im Garten liessen das Trauma des Verlustes meines Lebenspartners mit den damaligen Bildern wieder hochkommen.

Der schlechte Zeitpunkt

Ich bin Musikerin und hatte im September neben anderen Auftritten ein grosses Solokonzert und unterrichtete sehr viel. Nachdem unsere Wohnanlage von März bis September – also direkt vor unserem Umzug – wegen städtischer Kanalisationsarbeiten in ein lärmiges Erdbebengebiet verwandelt worden ist, lagen nicht nur bei mir die Nerven bereits blank. Und nun musste ich plötzlich in dieser Zeit noch ein ganzes Haus räumen – das war definitiv zu viel. Meine Tochter und ich waren monatelang noch fix und fertig.

Zeit der Freundschaft

Solche Notsituationen zeigen aber auch Schönes auf. Die wiederholte Erfahrung, wie sehr wir von unserem Umfeld getragen werden mit tatkräftiger und moralischer Unterstützung, zeigt, wie wichtig Freundschaften, Familie und Nachbarschaft sind. Die Anteilnahme in der Siedlung, auch von Leuten, die ich wenig kenne, war unglaublich gross. Ich habe alles in allem viel Hilfe und Freundschaft erfahren in dieser Zeit. Und: Wir haben als Ersatzobjekt ein herziges Häuschen an der Arbentalstrasse erhalten, die Nachbarn dort waren auch allerliebst. Das sind die Vorteile, in der FGZ zu wohnen: Es gibt eine Gemeinschaft und eine Verwaltung, die ein Ersatzobjekt organisiert – eine Umzugsfirma und zwei Lagerräume für unsere Sachen übrigens auch.

Neuanfang

Mein Garten wurde vom FGZ-Gärtnerteam weitgehend wiederhergerichtet, sie haben sich dabei viel Mühe gegeben. Der Igel ist noch nicht zurückgekehrt, die Blaumeisen kamen im Herbst wieder. Ein singendes Rotkehlchen sehe ich oft, und es hat deutlich weniger Schnecken. Im Garten stimmt für mich wieder fast alles dank der Natur. Ich fühle mich ausgesöhnt, und vielleicht wächst nächstes Jahr wieder eine duftende Kletterrose an der Hauswand?

* 2006 hat die GV eine «Lebenszyklus»-Sanierung für die 5. Etappe bewilligt. Um die Siedlung für weitere 25 Jahre zu erhalten, wurden 2007/08 u. a. die Fassaden, Fenster, Dächer, Küchen und Nasszellen erneuert. Zudem wurde dieser Garten 2007 gemäss dem damaligen Brauch dem FGZ-Standard angepasst.

Hinweis

Aufgrund vorheriger Rissmeldungen standen einige Häuser in der 5. Etappe (Kleinalbis) unter Beobachtung. Im Sommer 2020 informierte der zuständige Ingenieur: Es sind umgehend Sicherheitsmassnahmen nötig. 3 Häuser sind wegen Bodensenkungen in Schieflage gekommen. Die FGZ hat sofort reagiert: In einem rasch organisierten und teuren Bauvorhaben wurden Mikropfähle angebracht (vgl. Mai-Ausgabe, Seite 31). Für die Rettungsaktion mussten die Mieter/innen überraschend ihr Haus einige Monate verlassen.

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