Gastbeitrag
aus der Gemeinschaft
Gastbeitrag aus der Gemeinschaft
AktionNaturReich

Abendspaziergang – von Spechthöhlen, Amphibienhilfen und Fledermauskästen

Warum hat es Löcher in der Fassade der Arbentalsiedlung? Was macht die FGZ für die Amphibienwanderung? Und hat es Fledermäuse am Friesenberg? Jedes Jahr organisiert AktionNaturReich einen abendlichen Spaziergang durch die FGZ, bei der für die Natur vor unserer Haustür sensibilisiert wird. Wer keine Zeit hat für einen Rundgang, kann im Folgenden nachlesen, welche Tiere und Pflanzen am Friesenberg mitten unter uns wohnen.

Am Lehmgrubenweg oberhalb des Wäldchens zur Binz sind Löcher in der Fassade zu sehen. Diese werden von Spechten rausgeklopft. Eine gedämmte Fassade mit Putz klingt nämlich wie ein Baum mit morschem Holz. Die Hohlräume sind nun von Staren und Kleibern bewohnt. Der Beschädigung einer Fassade vorbeugen könnte man, in dem man Kletterpflanzen an Kletterhilfen sowie Nisthilfen anbringt.

Star beim Nestbau in der Siedlung Arbental II. Foto: Cédric Steinmann

Am Lehmgrubenweg sind weitere Merkwürdigkeiten zu entdecken. Haben Sie gewusst, dass die Auslassungen in den Randsteinen Tieren das Überqueren erleichtern? Für Amphibien stellen Randsteine unüberwindbare Hindernisse dar (siehe auch «Bitte Vorsicht. Wir wandern wieder. Amphibien am Friesenberg und wie wir helfen können». Auch für kleine Igel kann es schwierig werden, darüber zu steigen. Deshalb liess die Verwaltung die Abschnitte herausfräsen – eine einfache Massnahme.

Auslassungen für die Wanderung der Tiere. Foto: Angela Zimmermann

Igel stehen unter Druck – Asthaufen am Lehmgrubenweg schaffen Abhilfe

Etwas weiter vorne ist ein grosser Asthaufen zu sehen. Gemäss dem Verein StadtWildTiere hat die Zahl der Igel in der Stadt Zürich innerhalb von 25 Jahren um 40 Prozent abgenommen und die Fläche, auf der Igel vorkommen, ist um 18 Prozent geschrumpft.

Sandra Meier erklärt die Wichtigkeit von Asthaufen anhand eines von der AktionNaturReich und den FGZ-Gärtnern erstellten Haufens am Lehmgrubenweg. Foto: Angela Zimmermann

Es wird vermutet, dass der Rückgang der Igel mit dem Lebensraumverlust und dem Insektensterben zusammenhängt. Insekten machen den Grossteil der Ernährung der stacheligen Vierbeiner aus. Igel brauchen Versteckmöglichkeiten sowie offene Flächen für die Nahrungssuche. So baue ich einen Asthaufen und andere Kleinstrukturen im eigenen Garten. Ausserdem sollten die Mauern und Zäune einen «Durchschlupf» haben.

Igel auf Nahrungssuche in einem Schrebergarten am Friesenberg im Juni 2020. Foto: Sandra Meier

Ruderalstandort – was ist das?

Wenn man dem Lehmgrubenweg weiter bis zur Ecke Borrweg folgt, steht vor einer kiesigen Fläche. Wer vor diesem so genannten Ruderalstandort steht, erkennt von blossem Auge den Unterschied zur Umgebung. Mit Ruderalfläche bezeichnet man einen Standort mit steinigem, humusarmem Untergrund wie zum Beispiel Kiesplätze oder Wegränder. Eine grosse Vielfalt an Pflanzen kann auf solchen Standorten wachsen. Man nennt sie im Fachterminus Pionierpflanzen. Dies sind «anspruchslose» Pflanzen, die mit extremen Bedingungen zurechtkommen.

Ein Ruderalstandort wird in der Natur alle paar Jahre durch ein Naturereignis wie ein Erdrutsch wieder von allen Pflanzen befreit, erklärt Silvia Müller. Foto: Angela Zimmermann

Ruderalflächen unterliegen einem steten Wandel. Zuerst besiedeln Pionierpflanzen die Schüttflächen, darauf folgen mehrjährige hohe Stauden und schlussendlich entsteht ein Wald. Diese Pflanzenabfolge nennt man Sukzession. Seit 2021 organisiert AktionNaturReich jeweils am dritten Samstag im November einen halbtägigen Aktionstag, um das «Verwalden» zu verhindern und die offenen Bodenstellen zu erhalten.

Der Ruderalstandort wurde vor ein paar Jahren für eine Ansiedlung von Glühwürmchen von der FGZ und dem Verein Glühwürmchen angelegt. Eine solche Vegetation ist aber auch für viele andere Insekten wie bodenbrütende Wildbienen sowie Distelfink, Bachstelze oder Gebirgsstelze von grossem Nutzen.

Eine typische Pflanze des Ruderalstandorts ist der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare), hier mit Natternkopf-Mauerbienen (Hoplitis adunca). Foto: Lucien Steinmann

Naturnahe Bepflanzung erfreut die BewohnerInnen der Friesenberghalde

Dem Borrweg entlang hoch über das Rossweidli gelangt man zur Friesenberghalde – hier wurde von der FGZ vor einigen Jahren in einem Mitwirkungsverfahren mit den BewohnerInnen etliche Wiesenflächen zu Hochstaudenfluren umgewandelt. Die einheimische Blütenprach bieten vielen Insekten Nahrung.

Oft wird ein Teil der Pflanzen über einen oder zwei Winter stehen gelassen oder gar nie geschnitten, damit den Insekten ein Teil des Lebensraumes erhalten bleibt. Dies wird von den FGZ-Gärtnern an immer mehr Orten in der ganzen Genossenschaft bewusst so gehandhabt.

Samenstände der Wilden Karde (Dipsacus fullonum) in der Friesenberghalde im Februar 2021. Foto: Angela Zimmermann

Zellen der Raupen jagenden Lehmwespe an Hauswänden der Friesenberghalde

An der Fassade einiger Gebäude fallen topfartige Gebilde auf. Gewöhnlich handelt es sich dabei um die einzelnen Zellen der Mörtelnester der Grossen Lehmwespe (Delta unguiculata), die 16 bis 26 mm gross ist. Sie heftet ihre Lehmnester an Steine, Mauerwerk und Putz, vorzugsweise an aufgerauten Oberflächen. Sie legt bis zu sieben Zellen nebeneinander an und überzieht diese dann mit einem Mörtelmantel, so dass es wie ein Lehmklumpen aussieht. Die Weibchen jagen Raupen von Schmetterlingen, lähmen diese und transportieren zwei bis drei von ihnen in die Zelle. Die Zelle wird mit einem Ei belegt und verschlossen. Nach dem Schlüpfen der Lehmwespenlarven ernähren sich diese von den noch lebenden Raupen in der Zelle. Für Fragen zur Bestimmung kann man sich an die Stadt Zürich wenden.

Eine Zelle der Grossen Lehmwespe lässt sich bei der Friesenberghalde 10 anschauen. Foto: Sandra Meier

Fledermausnisthilfen an der Fassade der Grünmatt

In der Siedlung Grünmatt sind grau in grau an der westlichen Schmalseite zu den Schrebergärten hin an der obersten und untersten Zeile weit oben an der Fassade Fledermauskästen zu erkennen. Da bei Neubauten oft keine Nischen, Löcher oder Hohlräume vorhanden sind, wurden in diesem Fall angestossen von AktionNaturReich einige Jahre nach dem Bau Nisthilfen für die Fledermäuse angebracht. Im Mai 2021 konnten dort erstmals Fledermäuse nachgewiesen werden. Sie jagen am Döltschibach-Waldrand entlang der Grünmatt. Wer mehr über die fliegenden Säugetiere erfahren möchte, kann am alljährlich stattfindenden beliebten Fledermausanlass teilnehmen oder nachlesen, wie man Fledermäuse im eigenen Garten fördern kann.

Diese zwei Kästen bieten Platz für mehrere Dutzend Tiere. Foto: Silvia Müller

Beim gemeinsamen Umtrunk in der Pétanque-Anlage, wenn es schon etwas eindunkelt, können jeweils mit den mitgebrachten Fledermausdedektoren Tiere geortet oder von blossem Auge gesichtet werden. Der Anlass findet jeweils im Rahmen von Abenteuer StadtNatur statt und ist für alle offen.

Haben auch Sie schon Spannende Entdeckungen von Tieren oder Pflanzen in der FGZ gemacht? Wir freuen uns, wenn Sie Ihre Aufnahmen mit uns teilen: aktionnaturreich@fgzzh.ch

Anmerkung der Redaktion: Die Co-Autorin dieses Artikels, Sandra Meier, Umweltingenieurin, ist in der FGZ aufgewachsen und war bis im Februar diesen Jahres hier wohnhaft und bis dann Mitglied von AktionNaturReich. Ihr Herz schlägt unter anderem für die Bäume.

AktionNaturReich

Die ständige Mitwirkungsgruppe ANR informiert und sensibilisiert im Bereich Natur. Im Fokus steht dabei die Bedeutung der biologischen Vielfalt, der sorgsame Umgang mit Pflanzen und Tieren sowie die naturnahe Gestaltung und Pflege der Hausgärten, Sitzplätze, Balkone, Hochbeete oder Pflanzflächen.

 

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