Vor der Bäckerei hat die Gruppe AktionNaturReich mit Unterstützung des Gärtnerteams der FGZ ab März 5 Töpfe mit überwiegend einheimischen Blumen und Sträuchern bepflanzt. Die Töpfe namens «Schmetterlings-Oase», «Wildbienen-Insel», «Kräuter-Gärtli», «Ess-Pott» und «Wiesentopf» sind mit Info-Tafeln ausgestattet und rund um die bestehenden Tische und Stühle gruppiert. So entsteht während einem Kaffee vielleicht ein Gespräch über naturnahes Gärtnern oder man scannt den QR-Code auf den Tafeln, gelangt auf die vorliegende Seite und erfährt mehr zu den einzelnen Pflanzen (siehe Blühzeitenkalender in grüner Infobox). Der Topfgarten will das Bewusstsein für einheimische Pflanzen schärfen, die unsere heimische Tierwelt mehr denn je benötigt. Wildstauden spenden – im Gegensatz zu importieren Arten oder hochgezüchteten sterilen Gartenpflanzen – Pollen und Nektar für (zum Teil gefährdete) Wildbienen und Falter und sind Futter für Schmetterlingsraupen.
Die Pflanzung in den Töpfen ist so konzipiert, dass die ganze Saison hindurch ein Blütenangebot besteht. Das erste Jahr erfordert Geduld, da frisch gepflanzte einheimische Stauden zu Beginn möglicherweise noch nicht so ausgeprägt blühen. Unten auf der Seite in der grünen Infobox haben wir den «Blühzeitenkalender» dieser Töpfe als Excel hochgeladen. Wer will, kann ihn herunterladen und ihn selber weiterentwickeln für seinen Balkon oder Garten. Der Vorteil: man sieht, wann was blüht, und kann so ein durchgehendes Blütenangebot planen, was sehr wichtig ist für unsere Insektenwelt. Weiter unten auf dieser Seite erfährt man mehr über die einzelnen Pflanzen in den Töpfen.
Einheimische Wildblumen und Sträucher sind meist mehrjährig und besonders an lokale Gegebenheiten angepasst. Das heisst, dass sie wenig Arbeit machen, da sie, einmal gepflanzt, nicht mehr ausgewechselt werden müssen und weil sie keinen Winterschutz brauchen im Gegensatz zu zarten südeuropäischen Gewächsen wie beispielsweise dem Oleander. Sie sind äusserst trockenheitstolerant und benötigen im Garten normalerweise keine zusätzliche Bewässerung. Dies gilt allerdings nicht für die ersten 1-2 Jahre, wenn die Wurzeln noch anwachsen, und es gilt auch nicht für Pflanzen auf dem Balkon. Diese müssen bei heissem, trockenem Wetter je nach Topfgrösse alle ein bis zwei Tage gründlich gewässert werden. Wildstauden sollten grundsätzlich erst im Frühjahr zurückgeschnitten werden, wenn sie neu austreiben. Abgestorbene Pflanzenteile werden von Insekten zum Überwintern benutzt und schützen die Pflanze vor Frosteinflüssen (siehe auch «Den Garten und Balkon einwintern»).
Wichtig ist für Topfpflanzungen mit Wildstauden ein mageres, strukturstabiles Substrat, also nährstoffarme Erde mit möglichst viel mineralischem Anteil. Wir haben hier durchwegs «Ricoter Troggartenerde» verwendet. Wer den Aufwand nicht scheut, macht nichts falsch, wenn er die Erde mit einem Drittel Sandkies-Gemisch abmagert. Auch bei Pflanzungen im Garten ist ein Abmagern mit Sand eine gute Idee, da die Böden am Friesenberg sehr lehmig sind. Die gewählten Eternit-Töpfe (der neuen Generation, ohne Asbest) sind langlebig, wetterfest und regulieren die Feuchtigkeit. Wie üblich legt man vor dem Einfüllen der Erde mehrere Tonscherben über das Wasserabzugsloch. Ganz wichtig ist eine Drainage, hier haben wir eine 10 cm hohe Schicht Blähton eingefüllt. Auf den kleinen Pflanzenschildchen stehen jeweils der deutsche sowie der botanische Name der Pflanzen. Diese Schiefertäfelchen sind mit einem Acrylstift auf Wasserbasis beschriftet und können bei Bedarf mit einem Schwamm gereinigt und immer wieder verwendet werden. Man erhält sie in der Gartenabteilung der Migros Brunau. Nachfolgend haben wir im Detail aufgelistet, was in den fünf Töpfen gepflanzt wurde.
In der «Schmetterlings-Oase» wachsen zarte Schönheiten für vollsonnige, steinige Standorte: Felsenbirne, Heide-Nelke, Glockenblume, Edel-Gamander, Gipskraut und Tauben-Skabiose.
Die «Wildbienen-Insel» beherbergt starke Typen für viele heimische Wildbienen und Schmetterlinge: Weinrose, Aufrechter Ehrenpreis, Bergminze, Färber-Hundskamille, Zimbelkraut und Moschusmalve.
Im mediterranen «Kräuter-Gärtli» blühen Rosmarin, Thymian und Salbei. Ihre Aromen würzen nicht nur in der Küche, sondern bieten ein Pollen- und Nektarparadies für unsere heimischen Insekten.
Mit Schnittlauch, Rucola, Fenchel und Majoran lockt der «Ess-Pott» nicht nur menschliche Geschmacksknospen, sondern zieht auch Wildbienen und Schmetterlinge magisch an.
Im «Wiesentopf» gedeihen heimische, mehrjährige Pflanzen wie Margerite, Kartäuser-Nelke, Wiesen-Schafgarbe, Wiesen-Salbei und Ochsenauge sowie der zwei-jährige Natterkopf. Sie fördern die Vielfalt der Insekten.
Schachbrettfalter auf Weidenblättriges Rindsauge, Foto: Dirk Daniel Mann
Für das Jubiläumsjahr hat AktionNaturReich die Zusammenarbeit mit anderen in der FGZ und am Friesenberg aktiven Gruppen gesucht. So helfen die Freiwilligen des Vereins Täglichbrot beim Giessen des Topfgartens und die FGZ-Strickgruppe ist bereits aktiv, sodass ab Herbst die umstrickten Töpfe für etwas Farbe in der grauen Jahreszeit sorgen werden. Mit dem «Sachenmacher» bestreitet AktionNaturReich unter anderem den Herbst-Gardentalk und informiert über die SaatGutTauschBörse im Friesenbergquartier.
Drei Gardentalks bieten während der Saison einen entspannten Anlass, um einer Expertin Fragen rund um die Bepflanzung des eigenen Gartens und Balkons zu stellen. Jeder Gardentalk wird durch einen kurzen, thematischen Input eröffnet, der Rest der Zeit ist für Fragen reserviert. Was du schon immer zum Gärtnern wissen wolltest – jetzt kannst du deine Fragen stellen! Mit kleinem Imbiss und Getränk.
Pflanze auch du mehr Einheimisches – ob im Topf oder im Garten – und geniesse das Summen der Bienchen und das Zwitschern der Vögel! Die meisten Pflanzen können am FGZ-eigenen Pflanzenmarkt im Mai gekauft werden. Darüber hinaus empfehlen wir ausgesuchte Wildstaudengärtnereien, bei denen meist auch online bestellt werden kann. Wir raten eher davon ab, die Pflanzen beim Detailhändler einzukaufen. Bei der Gärtnerei Futureplanter, die uns mit den Pflanzen unterstützt hat, kann man jeweils ab März nach der Winterpause Einzelpflanzen aber auch einheimische Pflanzensets bestellen, die Nahrung und Lebensraum für Insekten bieten, die in der Region vorkommen oder sogar gefährdet sind. Weitere Pflanzen, die sich insbesondere für die eher lehmigen, schweren Böden am Friesenberg eignen, finden sich in bisherigen Beiträgen von AktionNaturReich Teil 1 und Teil 2.
Im Topfgarten steckt viel Recherche und Erfahrung verschiedener Menschen, er ist gleichzeitig aber auch ein gemeinsames Experiment – Anregungen und Ideen sind sehr willkommen auf aktionnaturreich@fgzzh.ch
Quellen: wildstauden.ch, futureplanter.ch, bee-finder.ch, naturadb.de, floretia.ch
Die ständige Mitwirkungsgruppe ANR informiert und sensibilisiert im Bereich Natur. Im Fokus steht dabei die Bedeutung der biologischen Vielfalt, der sorgsame Umgang mit Pflanzen und Tieren sowie die naturnahe Gestaltung und Pflege der Hausgärten, Sitzplätze, Balkone, Hochbeete oder Pflanzflächen.