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Den Garten und Balkon einwintern: Staudenhaufen, Dörrgebilde, Gründüngungen und Blumenzwiebeln im Winter

Im Herbst gilt es im Garten und auf dem Balkon einen Kompromiss zu finden zwischen Abräumen und Stehenlassen. Wertvolle Ideen und Anregungen dazu gab es im AktionNaturReich-Kurs «Garten einwintern» mit Priska Zahnd. Erfahren Sie hier, wie sie mit Schnittgut Wildtieren helfen, mit Gründüngung das Gemüsebeet überwintern und in den abgeernteten Tomatentöpfen mit Blumenzwiebeln den Frühling vorbereiten.

Unsere Gartenpflanzen sind die Überwinterungsorte der Insekten

In einem naturnahen Garten möchten wir die Kreisläufe, wenn möglich, schliessen. Das heisst neben Kompostieren auch, das Schnittgut möglichst nicht in die Grünabfuhr zu bringen. Dies, weil wir sonst mit unseren blühenden Blumen die Insekten anlocken, sie dann aber –verkrochen und verpuppt in Stängeln und verdorrten Blüten – dem sicheren Tod übergeben. Unfair und schade um die Wildbienen, Käfer und Schmetterlinge, die uns im nächsten Jahr erfreut hätten.

Stehenlassen oder Umgekipptes zu Dörrgebilden drapieren

Im Herbst heisst es also, einen Kompromiss zu finden, zwischen Abräumen und Stehenlassen. Im Garten von Anita Bürki zeigte Priska Zahnd, eidg. dipl. Landschaftsgärtnerin und Bioterra-Kursleiterin, anschaulich, wie dies in der Praxis umgesetzt werden kann.

Priska Zahnd (gestreiftes Oberteil) während des Praxisteils. Foto: Anita Bürki

Was gut steht und hübsch aussieht, kann direkt im Beet oder im Topf stehen bleiben: zum Beispiel Samenstände von Sonnenblumen, Wilden Karden, Wegwarte, Königskerze, Nachtkerze, Fenchel, Federkohl oder anderen samenreichen Pflanzen. Dies ergibt nicht nur schöne Strukturen bei Raureif oder Schneefall, sondern zieht auch Distelfinken und Spatzen an.

Blaue Holzbiene an Muskatellersalbei – eine schöne Struktur im Winter und mit Sicherheit Überwinterungsort für Insekten. Foto: Anita Bürki

Was hübsch ist, aber umkippt, lässt sich gebündelt zu kunstvollen Dörrgebilden befestigen, zum Beispiel am Himbeergerüst oder am Balkongeländer. Diese «Blumensträusse» sind langlebig und man kann über die Monate oder gar Jahre immer wieder Neues reinstecken, das der letzte Wind gerade umgelegt hat. Es ist beinahe unglaublich, was für eine Vielfalt an Insekten sich in solchen Stängeln alles ansiedeln, wie man im Blog des Gartens von Christine Dobler Gross aus Zürich mitverfolgen kann.

Idealerweise lässt man solche Strukturen 2-3 Jahre stehen, da sie Insekten nicht nur als Überwinterungsort, sondern auch als Nistplätze dienen. Foto: Angela Zimmermann

Staudenhaufen – wichtig für Insekten und andere Kleintiere

Der Rest – also das eher unansehnliche Schnittgut der Stauden – kommt auf einen separaten Haufen – zum Beispiel in ein ausgedientes Kompostgitter, auf einen einfachen Haufen oder auf eine selbst gebaute Kleintierpyramide. Da die Stauden über die Jahre in sich zusammenfallen, kann immer wieder neues Schnittgut nachgelegt werden.

Staudenschnittgut in überzähligem Kompostgitter. Foto: Anita Bürki

Asthaufen – für Igel, Häuschenschnecken und andere Kleintiere

Auf einen anderen Haufen kommt der Gehölzschnitt. Im Winter werden alle Obstbäume im Auftrag der FGZ geschnitten. Diese Äste und auch anderer Gehölzschnitt kann in einer ruhigen Ecke zu einem hübschen Asthaufen aufgeschichtet werden. Am besten mit einem Hohlraum zuunterst für die vielen Igel im Quartier (siehe ebenfalls den Artikel «Kleintierpyramide», der oben verlinkt ist).

Gründüngung für das Gemüsebeet

Anders als im Staudenbeet kann im Nutzgarten vieles abgeräumt werden, vor allem Gurken und Kürbis mit Mehltau oder die Tomaten im Topf. Am besten entsorgt man dies in die Grünabfuhr und nicht in den Kompost wegen des Pilzbefalls. Auf das Gemüsebeet kommt im Spätsommer eine Gründüngung, um dem Boden wieder Stickstoff zuzuführen: zum Beispiel die Mischung «Landsberger Gemenge» oder «Winterpause» (letztere kann bis Ende Oktober ausgesät werden) von Zollinger Bio Samen oder Phacelia oder Inkarnatklee von Sativa Rheinau (beide bis Ende Oktober zum Ansäen geeignet). Im Frühling vor dem Pflanzen der nächsten Kulturen wird die Gründüngung geschnitten und klein geschnitten als Mulch auf dem Beet verteilt oder oberflächlich eingearbeitet.

Wohin mit dem Laub?

Ein Teil des Laubs kann auf der Wiese liegen bleiben, es bildet eine schützende Schicht für alle Kleinstlebewesen. Der andere Teil kann als Mulchschicht auf das Gemüsebeet verteilt oder als Laubhaufen unter eine Hecke oder einen Baum gerecht werden.

Botanischer Krokus Crocus chrysanthus Blue Pearl und Wildtulpe Tulipa humilis Violacea Black Base anfangs März 2021. Foto: Angela Zimmermann

Was machen mit den Tomatentöpfen im Winter?

Sind die Tomaten geerntet, kann der leere Topf mit Blumenzwiebeln bestückt werden. Vor allem Wildtulpen und so genannt «botanische Krokusse» spenden als Frühblüher wichtigen Nektar und Pollen für unsere einheimischen Insekten (siehe Bild oben). Dies im Gegensatz zu kultivierten bzw. gefüllten Blumenzwiebeln, die von geringem Wert sind für unsere einheimischen Wildbienen. Nicht vergessen, Töpfe alle zwei bis drei Wochen zu giessen, falls sie regengeschützt stehen. Bevor die Zwiebeln im Frühling austreiben, die Gründünung abschneiden. Nach der Blüte, wenn die Blätter verwelkt sind, die Zwiebeln im Garten auswildern oder im Keller über den Sommer kühl lagern und den Topf für die neuen Tomaten bereit machen.

Beerensträucher einmal jährlich schneiden

Ein weiteres Thema im Herbst ist der richtige Schnitt bei den Beerensträuchern wie Johannisbeere, Himbeere und Co. aber auch Weinrebe und Kiwi. Dazu veranstaltete AktionNaturReich ebenfalls mit Priska Zahnd den aufschlussreichen Kurs Beerensträucher pflegen und schneiden.

Haben Sie Fragen oder Ideen für weitere Artikel? Schreiben Sie uns auf aktionnaturreich@fgzzh.ch

AktionNaturReich

Die ständige Mitwirkungsgruppe ANR informiert und sensibilisiert im Bereich Natur. Im Fokus steht dabei die Bedeutung der biologischen Vielfalt, der sorgsame Umgang mit Pflanzen und Tieren sowie die naturnahe Gestaltung und Pflege der Hausgärten, Sitzplätze, Balkone, Hochbeete oder Pflanzflächen.

 

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