In einem naturnahen Garten möchten wir die Kreisläufe, wenn möglich, schliessen. Das heisst neben Kompostieren auch, das Schnittgut möglichst nicht in die Grünabfuhr zu bringen. Dies, weil wir sonst mit unseren blühenden Blumen die Insekten anlocken, sie dann aber –verkrochen und verpuppt in Stängeln und verdorrten Blüten – dem sicheren Tod übergeben. Unfair und schade um die Wildbienen, Käfer und Schmetterlinge, die uns im nächsten Jahr erfreut hätten.
Im Herbst heisst es also, einen Kompromiss zu finden, zwischen Abräumen und Stehenlassen. Im Garten von Anita Bürki zeigte Priska Zahnd, eidg. dipl. Landschaftsgärtnerin und Bioterra-Kursleiterin, anschaulich, wie dies in der Praxis umgesetzt werden kann.
Was gut steht und hübsch aussieht, kann direkt im Beet oder im Topf stehen bleiben: zum Beispiel Samenstände von Sonnenblumen, Wilden Karden, Wegwarte, Königskerze, Nachtkerze, Fenchel, Federkohl oder anderen samenreichen Pflanzen. Dies ergibt nicht nur schöne Strukturen bei Raureif oder Schneefall, sondern zieht auch Distelfinken und Spatzen an.
Was hübsch ist, aber umkippt, lässt sich gebündelt zu kunstvollen Dörrgebilden befestigen, zum Beispiel am Himbeergerüst oder am Balkongeländer. Diese «Blumensträusse» sind langlebig und man kann über die Monate oder gar Jahre immer wieder Neues reinstecken, das der letzte Wind gerade umgelegt hat. Es ist beinahe unglaublich, was für eine Vielfalt an Insekten sich in solchen Stängeln alles ansiedeln, wie man im Blog des Gartens von Christine Dobler Gross aus Zürich mitverfolgen kann.
Der Rest – also das eher unansehnliche Schnittgut der Stauden – kommt auf einen separaten Haufen – zum Beispiel in ein ausgedientes Kompostgitter, auf einen einfachen Haufen oder auf eine selbst gebaute Kleintierpyramide. Da die Stauden über die Jahre in sich zusammenfallen, kann immer wieder neues Schnittgut nachgelegt werden.
Auf einen anderen Haufen kommt der Gehölzschnitt. Im Winter werden alle Obstbäume im Auftrag der FGZ geschnitten. Diese Äste und auch anderer Gehölzschnitt kann in einer ruhigen Ecke zu einem hübschen Asthaufen aufgeschichtet werden. Am besten mit einem Hohlraum zuunterst für die vielen Igel im Quartier (siehe ebenfalls den Artikel «Kleintierpyramide», der oben verlinkt ist).
Anders als im Staudenbeet kann im Nutzgarten vieles abgeräumt werden, vor allem Gurken und Kürbis mit Mehltau oder die Tomaten im Topf. Am besten entsorgt man dies in die Grünabfuhr und nicht in den Kompost wegen des Pilzbefalls. Auf das Gemüsebeet kommt im Spätsommer eine Gründüngung, um dem Boden wieder Stickstoff zuzuführen: zum Beispiel die Mischung «Landsberger Gemenge» oder «Winterpause» (letztere kann bis Ende Oktober ausgesät werden) von Zollinger Bio Samen oder Phacelia oder Inkarnatklee von Sativa Rheinau (beide bis Ende Oktober zum Ansäen geeignet). Im Frühling vor dem Pflanzen der nächsten Kulturen wird die Gründüngung geschnitten und klein geschnitten als Mulch auf dem Beet verteilt oder oberflächlich eingearbeitet.
Ein Teil des Laubs kann auf der Wiese liegen bleiben, es bildet eine schützende Schicht für alle Kleinstlebewesen. Der andere Teil kann als Mulchschicht auf das Gemüsebeet verteilt oder als Laubhaufen unter eine Hecke oder einen Baum gerecht werden.
Sind die Tomaten geerntet, kann der leere Topf mit Blumenzwiebeln bestückt werden. Vor allem Wildtulpen und so genannt «botanische Krokusse» spenden als Frühblüher wichtigen Nektar und Pollen für unsere einheimischen Insekten (siehe Bild oben). Dies im Gegensatz zu kultivierten bzw. gefüllten Blumenzwiebeln, die von geringem Wert sind für unsere einheimischen Wildbienen. Nicht vergessen, Töpfe alle zwei bis drei Wochen zu giessen, falls sie regengeschützt stehen. Bevor die Zwiebeln im Frühling austreiben, die Gründünung abschneiden. Nach der Blüte, wenn die Blätter verwelkt sind, die Zwiebeln im Garten auswildern oder im Keller über den Sommer kühl lagern und den Topf für die neuen Tomaten bereit machen.
Ein weiteres Thema im Herbst ist der richtige Schnitt bei den Beerensträuchern wie Johannisbeere, Himbeere und Co. aber auch Weinrebe und Kiwi. Dazu veranstaltete AktionNaturReich ebenfalls mit Priska Zahnd den aufschlussreichen Kurs Beerensträucher pflegen und schneiden.
Haben Sie Fragen oder Ideen für weitere Artikel? Schreiben Sie uns auf aktionnaturreich@fgzzh.ch
Die ständige Mitwirkungsgruppe ANR informiert und sensibilisiert im Bereich Natur. Im Fokus steht dabei die Bedeutung der biologischen Vielfalt, der sorgsame Umgang mit Pflanzen und Tieren sowie die naturnahe Gestaltung und Pflege der Hausgärten, Sitzplätze, Balkone, Hochbeete oder Pflanzflächen.