Mitwirkung

Die Gründung der FGZ

Heute vor 100 Jahren, am 13. März 1924, wurde die FGZ gegründet. Zum historischen Geburtstag blicken wir auf die Gründung zurück und veröffentlichen Auszüge eines Artikels aus dem FGZ-Info März 2011: «Alles begann mit einem Inserat im Tagblatt der Stadt Zürich, in dem zur Gründung der Familienheim-Genossenschaft Zürich aufgerufen wurde. Angesprochen waren Eltern kinderreicher Familien, die sich für Einfamilienhäuser in einer Gartenstadt-Siedlung im Friesenberg (Wiedikon) interessierten. Der Zeitpunkt für diese Initiative war optimal gewählt.»

Seit der Mitte des Ersten Weltkrieges herrschte in der Stadt Zürich eine brutale Wohnungsnot. Die Quote der Leerwohnungen – die bei einem funktionierenden Wohnungsmarkt über etwa 3 % liegen sollte – sackte von 3,29 % Ende 1915 herunter auf 0,76 % am 1. Dezember 1916, auf 0,1 % Ende 1917 und sogar auf 0,05 % am 1. Dezember 1919. Die Vermieter konnten damals also erfolgreich absurd hohe Mietzinsforderungen stellen, die finanziell schlechter gestellten Kreise waren gezwungen, sich auf engstem Raum zusammenpferchen zu lassen und ihre Wohnungen mehrfach unter zu vermieten, um einigermassen über die Runden zu kommen. Es herrschte eine bedeutende Obdachlosigkeit, vor der auch ganze Familien betroffen waren.

Kommunaler Kriegswohnungsbau gegen die Wohnungsnot

Die Stadt reagierte so rasch und so gut es ging auf diesen Einbruch im Wohnungsmarkt und gleiste 1917 ein Kriegswohnungsprogramm auf, das zwar innert dreier Jahre 722 neue Wohnungen schuf, doch bei einem Gesamtwohnungsbestand von etwa 47’500 Wohnungen waren das eben bloss etwa 1.5 %. Dafür wurden über 11 Millionen Franken aufgewendet, was die Stadt – zusammen mit den massiv durch die Kriegsverhältnisse gestiegenen Sozialausgaben – in eine grobe finanzielle Schieflage brachte. Auf Druck der Banken stellte der Kanton die Stadt unter finanzielle Vormundschaft und unterband die Weiterführung des kommunalen Wohnungsbauprogramms. So ist auch eine auf 1919 geplante kommunale Wohnsiedlung im Friesenberg verhindert worden.

 Wohnbauförderung durch Bund und Kanton

Das Problem der Wohnungsnot in der Stadt Zürich war aber noch längst nicht vom Tisch. Die Leerwohnungsquote hatte sich zwar von katastrophalen 0,05 % auf schlechte 0,18 % verbessert. Aber nun fiel mit der Stadt der bisherige Hauptakteur aus, der in der Zeit des Kriegswohnungsbaus jeweils über 50% der Neuwohnungen geschaffen hatte. So mussten Bund und Kanton einspringen, was sie – allerdings ziemlich halbherzig und widerwillig – auch taten. Aber die Förderprogramme von Bund und Kanton erwiesen sich als ineffizient. Als einerseits am 1. Dezember 1922 der Anteil der leerstehenden Wohnungen in der Stadt Zürich wieder um einen Drittel gefallen war und nun bloss noch 0,12 % betrug, und sich andererseits das Ende des Engagements von Bund und Kanton abzeichnete, regte sich die politische Diskussion in der Stadt wieder. 

Wohnbauförderungsdiskussionen

Am 31. Januar 1923 hat der Grosse Stadtrat (heute: Gemeinderat) ein sozialdemokratisches Postulat überwiesen, das den Stadtrat zu einer Wiederaufnahme eines kommunalen Wohnungsbaus verpflichtete. Und im Mai 1923 hat der Stadtrat in einer Weisung an den Grossen Stadtrat die Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus in Aussicht gestellt, und er hat begonnen, Darlehen von bis zu 200’000 Franken an Genossenschaften zu gewähren. Im Juli 1924 beschloss der Stadtrat mit seinen «Grundsätzen betreffend die Unterstützung des gemeinnützigen Wohnungsbaues» die Darlehen sowie den Verkauf von Land bzw. die Abgabe von städtischem Land zu den Hauptstützen seiner Politik zu machen.

Die Idee der Familienheim-Genossenschaft Zürich

Und mitten in diese Diskussion hinein lançierte Albert Schneider die Idee der Familienheim-Genossenschaft erstens als Gartenstadtsiedlung und zweitens im Friesenberg. Der Vorstoss war insofern clever, weil der damalige Vorsteher des Hochbauamtes (und spätere Stadtpräsident), Emil Klöti, ein eifriger Verfechter dieser Gartenstadtidee war. Klöti war Mitgründer des Internationalen Verbandes für Wohnungswesen und Städtebaus, der sich die Förderung der Gartenstadtidee zum Ziel gesetzt hatte, er führte von 1915-1918 einen Bebauungsplan für die Stadt Zürich und Umgebung namens «Gross-Zürich- Wettbewerb» durch, der auf den Ideen der Gartenstadt basierte. Klöti konnte also den Vorstoss von Albert Schneider nicht einfach unter den Tisch fallen lassen, ohne selbst das Gesicht zu verlieren. Einige Grundstücke im Friesenberg hatte die Stadt bereits 1896 für den Bau von Arbeiterhäusern gekauft, und in den 1910er Jahren hat der damalige Stadtbaumeister Fissler einen Gestaltungsplan für den Friesenberg entworfen. Die Umsetzung scheiterte 1919 aber am Geld. Und nun schlug Albert Schneider ein Projekt vor, das im Sinne der Stadt war und dem der Stadtrat kein konkretes Gegenprojekt entgegen setzen konnte.

Die eigentliche Gründung

Das Inserat im Tagblatt hatte Interessierte zu einer Orientierungsversammlung an einem Samstagnachmittag, dem 13. März 2024, ins Restaurant «Du Pont» in der Nähe des Zürcher Hauptbahnhofs eingeladen. Dort erfuhren die 181 Teilnehmenden, dass eine Genossenschaft gegründet und an geeigneter Stelle eine Siedlung mit Einfamilienhäusern erstellt werden solle – in 1. Linie für Familien mit mehreren Kindern. An der Versammlung schrieben sich viele als Mitglieder ein, genehmigten die Staturen und wählen einen Vorstand. Der 1. Präsident wurde Albert Schneider.


Nicola Behrens ist wissenschaftlicher Archivar im Stadtarchiv und ein hervorragender Kenner der Genossenschaftsbewegung.  Er hat einen vollen Artikel zum Thema im FGZ-Info 2011 veröffentlicht. Der letzte Absatz wurde angefügt, um die Gründungsgeschichte fertig zu erzählen. / Foto: Jasmine Bartel

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