Auf einem Rundgang mit Genossenschafterin Silvia Müller nahmen wir die Perspektive von 5 ausgewählten Tierarten ein: Ringelnatter, Wildbiene, Zwergfledermaus, Igel und Bergmolch. Danach trugen wir mit der Gärtnerin Priska Zahnd im Kursraum potentielle Aufwertungsmöglichkeiten und Vernetzungskorridore auf einem grossen Plan des Quartiers ein. Die Vision von AktionNaturReich ist, dass die Karte über die Jahre möglichst bunt wird, sprich in der Realität von uns allen möglichst viele Massnahmen umgesetzt werden.
Bevor wir zu den einzelnen Tierarten kommen, ein wichtiger Hinweis: Verzichten Sie unbedingt auf Gift im Garten, dies ist verboten und dies mit gutem Grund! Fressen Insekten vergiftete Pflanzenteile und werden dann selbst zur Beute von Igel, Amsel oder Ringelnatter, gelangt das Gift auch in diese Tiere und schadet ihnen massiv. Und je naturnaher ein Garten ist, je wohler fühlen sich die Tiere und umso entspannender und spannender ist es für uns Menschen.
1. Die Ringelnatter – Sonnenanbeterin braucht Jagdrevier
Ringelnattern lieben sonnige Plätze und Wasser. Sie sind absolut ungefährlich für den Menschen.
2. Die Wildbiene – Fleissige Bestäuberin braucht Blüten und Nistplätze
Über 600 Wildbienenarten gibt es in der Schweiz, ein Grossteil davon nistet im Boden.
3. Die Zwergfledermaus – Jägerin der Nacht ist auf viele Insekten angewiesen
Diese winzige Fledermausart (sie passt in eine halbe Walnussschale!) jagt Insekten und fühlt sich in Spalten an Häusern wohl, weil ihre «optimale Betriebstemperatur bei 35°C liegt», so Silvia Müller.
4. Der Igel – Ein «Fussgänger mit kurzen Beinen» braucht Durchgänge
Der Igel ist bei uns in Zürich auf gut vernetzte Lebensräume angewiesen. Schaffen wir ihm Durchgänge.
5. Der Bergmolch – Wasser- und Landtier
Während der Laichzeit im Frühjahr und Sommer sind erwachsene Bergmolche häufig in Teichen zu finden, wo sie ihre Eier ablegen. Ansonsten leben sie in feuchten Bereichen an Land.
Auf unserem Rundgang sahen wir auch Beispiele von grösseren Massnahmen, die zwar nicht in der direkten Hand von uns Privatpersonen liegen, deren Kenntnis aber wichtig ist, um das Gesamtbild der Vernetzung im Quartier zu verstehen
Bachöffnung und Strassenunterquerung: Die vor Jahren geschaffene Offenlegung des Kolbenhofbachs bei der Murmeliwiese über 300 Meter und die Strassenunterführung der für Wildtiere fast unüberwindbaren Schweighofstrasse verbindet den Uetliberg wieder mit dem Naturschutzgebiet Binz – eine wichtige ökologische Vernetzung für Amphibien wie Ringelnattern oder die gefährdete Gelbbauchunke, aber auch für die Ausbreitung von Pflanzensamen.
Stehendes Totholz: Kranke Bäume werden von der Stadt und auch von der FGZ seit einigen Jahren nach Möglichkeit nicht mehr samt Wurzelstock entfernt sondern als Totholzstämme wann immer möglich stehen gelassen.Totholz bietet wertvollen Lebensraum, Nahrung und Nistmöglichkeiten für eine Vielzahl von Tier-, Pilz-, und Pflanzenarten, darunter Insekten, Vögel, Säugetiere und spezielle Totholzbewohner.
Randsteinlücken: Eine kleine Unterbrechung im Randstein, wie am Lehmgrubenweg, ist für uns Menschen etwas Kleines, für einen Molch oder Feuersalamander aber eine lebensrettende Passage.
Wildbienenparadies: Offene Bodenstellen mit blühenden Pflanzen, Kiesflächen bei Gartensitzplätzen oder einfach eine nicht zu dichte Bepflanzung sind wertvoll für bodennistende Wildbienen, Glühwürmchen und andere wärmeliebende Arten.
Zurück im Kursraum widmeten wir uns der gemeinsamen Auswertung. Zusammen mit Priska Zahnd trugen wir unsere vielfältigen Beobachtungen auf dem Plan des Friesenbergs ein. So wurden potenzielle Vernetzungskorridore, aber auch mögliche Hindernisse und wichtige Lebensraum-Nischen sichtbar.
Der gemeinsam erarbeitete Überblick auf der Kartn dient nun als wertvolle Grundlage und Inspiration: In einem nächsten Schritt sind alle Kursteilnehmenden und alle, die diesen Text lesen, eingeladen, im eigenen Garten, auf dem Balkon oder im Schrebergarten eine kleine Aufwertung oder einen Durchgang für unsere Wildtiere umzusetzen und so selbst zum Trittstein-Pionier zu werden.
«Das Ross von vorne oder von hinten aufzäumen»
Ein nützlicher Leitgedanke gab uns Priska Zahnd mit auf den Weg: Man kann «das Ross von vorne oder von hinten aufzäumen». Das heisst, man kann entweder von einer bestimmten Tierart ausgehen und überlegen, welche Strukturen sie benötigt. Oder man betrachtet eine vorhandene Struktur (z.B. einen Wasserlauf, einen alten Baum, eine Hecke) und überlegt, welche Tiere davon profitieren könnten und wie man diese Struktur optimieren kann.
Welche Tiere haben Sie in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon schon entdeckt? Oder welche möchten Sie vielleicht gerne anziehen? Werten Sie ihren Garten systematisch für diese Tierarten auf und schaffen Sie Durchgänge! Und teilen Sie uns Ihre Beobachtungen gerne per E-Mail mit aktionnaturreich@fgzzh.ch oder tragen Sie die Beobachtung direkt auf der Plattform Stadtwildtiere Zürich ein. Jeder Eintrag hilft, die Tiere in unserer Stadt sichtbar zu machen und so ihre Lebensräume entsprechend zu fördern und zu vernetzen!
Aktuell bis 30. August 2025 Mitmachprojekt «Freie Bahn für Igel & Co.»: Der Verein Stadtwildtiere sucht Freiwillige in der ganzen Stadt Zürich, die mithelfen, Durchgänge für Igel in ihrem Quartier zu schaffen. Jetzt teilnehmen!
Die ständige Mitwirkungsgruppe ANR informiert und sensibilisiert im Bereich Natur. Im Fokus steht dabei die Bedeutung der biologischen Vielfalt, der sorgsame Umgang mit Pflanzen und Tieren sowie die naturnahe Gestaltung und Pflege der Hausgärten, Sitzplätze, Balkone, Hochbeete oder Pflanzflächen.