Gastbeitrag
aus der Gemeinschaft
Gastbeitrag aus der Gemeinschaft
AktionNaturReich

Kleintier-Pyramide und weitere Kleinstrukturen bauen – mit und ohne Kinder bauen

Es gibt immer weniger Insekten, Vögel, Igel und andere Tiere. Möchten auch Sie dem entgegenwirken und Ihren Garten naturnaher gestalten? Mehr Kleinstrukturen als Unterschlupf für unsere Tierwelt anbieten? Lassen Sie sich inspirieren von Beispielen aus einem Kurs von AktionNaturReich sowie weiteren umgesetzten Strukturen in der FGZ.
Schnittgutpyramide aus 8 angespitzten Haselnussstangen mit integriertem Hohlraum für Igel. Foto: Simone Mattli

In den Herbstferien hat man vielleicht Zeit, mit oder ohne Kinder etwas zu schaffen, das Spass macht, schön aussieht und gleichzeitig den Garten für unsere Wildtiere aufwertet. Gleichzeitig fördert man mit den folgenden Kleinstrukturen Nützlinge wie Igel, Frösche, Eidechsen, Insekten: sprich man hat weniger Schnecken, weniger Mücken, mehr Vögel. Kleinstrukturen sind kleine und grosse Elemente im Garten, die Lebensraum bieten für unsere heimischen Wildtiere, die es in unseren gepützelten, aufgeräumten Gärten schwer haben, zu überleben. Heute stellen wir vor:

  • Kleintier-Pyramide
  • Ast-Laubhaufen
  • Markstängel-Konstruktionen

Kleintier-Pyramide als Schmuckstück im Garten

Die Idee für eine Pyramide stammt von der Kursleiterin Claudia Ebling, Fachfrau für naturnahen Gartenbau, die im Mai 2021 den Kurs «Strukturreichere Gärten für mehr Biodiversität» an der Pappelstrasse 27 gab. Wie viele andere wusste sie jeweils auch nicht wohin mit all dem Staudenschnittgut im Herbst und im Frühling. Warum nicht Nutzen und Ästhetik verbinden?

Material ausgelegt beim Bau an der Pappelstrasse im Mai 2021. Foto. Angela Zimmermann

Markhaltige oder hohle Stängel von Blumen oder Brombeeren aber auch Tannzäpfe und anderes verdorrtes Material sind von grossem Nutzen als Überwinterungsort, Nistplatz oder Versteck für Insekten, Amphibien, Blindschleichen und Kleinsäuger. Daher sollte man das Schnittgut nicht auf den Kompost oder in die Grünabfuhr werfen. Am besten lässt man die Stauden stehen. Fallen sie aber um oder muss man sie aus Platzgründen schneiden, kann man das getrocknete Material auf einen Staudenhaufen legen oder – schöner für die Augen – eine Pyramide damit befüllen.

Für eine Kleintier-Pyramide (mit Unterschlupf) braucht es:

  • 8 Haselruten, Bambus- oder Bohnenstangen (Material sollte nicht zu schnell verwittern) à ca. Metern, ca. 4 cm dick, angespitzt
  • Viel trockene Markstängel von zb Karden, Wegwarten, Sonnenblumen, Königskerzen, Brombeeren
  • Tannzapfen
  • Laub
  • Schilf
  • trockener Gartenschnitt
  • 4 mind. 15 cm dicke, ca. 100 cm lange Äste
  • 15 bis 20 dünnere ca. 100 cm lange Äste

Und so geht es:

  • Die angespitzten Stangen kreisförmig in den Boden treiben, oben mit einer dicken Schnur zusammenbinden
  • Falls man einen Hohlraum machen kann, siehe weiter unten bei «Ast-Laubhaufen»
  • Das restliche Material schichtweise darüber schichten

Das können Kinder übernehmen:

  • Stängel mit der Gartenschere ab- und zuschneiden
  • Haselstauden mit dem Sackmesser zuspitzen
  • Mithelfen den Hohlraum zu bilden und die Materialien aufzuschichten
  • das ganze Projekt fotografisch dokumentieren

Wer keine eigenen Haselstauden und dicken Äste hat, kann vielleicht die Nachbarn fragen. Alternativ kann man beim Werkhof Albisgüetli für wenig Geld Haselstauden beziehen.

«Ein Schmuckstück im Garten»

Brigitte Rüdel, die am Kurs teilgenommen hatte, schreibt ein Jahr später: «Wir verfolgen seit ein paar Jahren die Idee eines strukturreicheren Gartens. Wir haben einen offenen Kompost, einen Asthaufen, einen Steinhaufen, eine Scheiterbeige und ein («ruderales») Wildstaudenbeet. Zudem pflanzen wir gezielt einheimische Stauden, so dass vom Frühling bis in den Herbst immer etwas blüht. In diesem Frühling ist dann die Pyramide aus dem Kurs dazugekommen. Das Element bereichert unseren Garten sehr.»

Pyramide an der Arbentalstrasse 140. Foto: Brigitte Rüdel

Sie sind generell fasziniert von der Naturgartenidee: «Wir finden es sehr faszinierend, wie schnell all dies dazu führt, dass wir im Garten viel mehr Vögel, Schmetterlinge, Wildbienen usw. beobachten können.»

Jeannette Schläpfer hat nach dem Kurs ebenfalls eine Pyramide gebaut: «Wir haben sehr Freude daran, auch weil die Pyramide ein richtiges Schmuckstück im Garten ist.»

Schnittgutpyramide aus 8 angespitzten Haselnussstangen mit integriertem Hohlraum für Igel. Foto: Simone Mattli

 

Kleintier-Pyramide mit Bambusstangen am Bernhard Jäggi weg 121. Foto: Jeannette Schläpfer

Pyramiden können sowohl im Herbst als auch im Frühling gebaut werden. Da das Schnittgut mit der Zeit zusammenfällt, kann immer wieder trockenes Material nachgefüllt werden. Staudenschnittgut kann aber auch zb in einem nicht gebrauchten Kompostgitter oder zu einem Haufen geschichtet werden (weitere Ideen im Beitrag Den naturnahen Garten und Balkon einwintern.

Ast-Laubhaufen für Igel und andere Kleintiere

Gibt es ganz viel Baum- und Strauchschnitt und Blätter im Garten, lässt sich mit den Kindern ein Haufen bauen. Ein Ast-Laubhaufen ist nicht nur für Igel gut, sondern auch für andere Kleinsäuger, Reptilien, Amphibien, Insekten, Vögel, Flechten, Moose und Pilze.

Für einen Asthaufen braucht es:

  • Gehölzschnitt (kein Nadelholz)
  • sehr viel trockenes Laub
  • Trockenes Staudenschnittgut
  • 4 mind. 15 cm dicke, ca. 100 cm lange Äste
  • 15 bis 20 dünnere ca. 100 cm lange Äste
  • Dornenranken von Rosen oder Brombeeren

Und so geht es:

Einfache aber detaillierte Anleitung siehe Merkblatt Igelzentrum Zürich

Unterbau eines Asthaufens. Illustration: Pusch 2019

Das können Kinder übernehmen

  • Laub in Körben oder Ikea-Säcken sammeln
  • Beim Schichten der Äste helfen
  • Laub reinschütten
Helfen beim Laub sammeln und einfüllen. Foto. Angela Zimmermann

Für den folgenden Igelhaufen lag Baumschnitt an der Friesenbergstrasse und die FGZ-Gärtner haben uns die Äste überlassen und uns einen geeigneten Ort vorgeschlagen, der sich mit dem Mähen der Wiesen vereinbaren lässt. Da es eine öffentliche Fläche ist, haben wir den Haufen beschriftet, so dass die Leute wissen, wofür der Haufen da ist und damit spielende Kinder die Äste nicht entfernen. Ein grosses Dankeschön an Alex Häusler für die unkomplizierte Abwicklung.

Beschriftung des Asthaufens in der Friesenberghalde zur Aufklärung. Foto: Angela Zimmermann

Auch im Winter oder Frühling lassen sich Asthaufen bauen, Unterschlüpfe sind immer gut, man muss das Material nehmen, wenn es anfällt. So zum Beispiel nach dem grossen Schneefall im Januar 2021. Dank der von AktionNaturReich angeregten FGZ-Aktion Holz für Asthaufen & Totholzhecken konnten GenossenschafterInnen abgebrochene und abgeschnittene Äste abholen für ihre Gärten.

Valentin und Lucien transportieren Äste und Baumsrünke nach Hause. Foto. Angela Zimmermann

Markstängel-Konstruktionen

Etwa zehn Wildbienenarten sind auf – vor allem – stehende Markstängel angewiesen. Zum Beispiel Keulhornbienen, Stängel-Mauerbienen oder die Kleine Holzbiene. Diese lassen sich einfach an das Himbeer- oder Balkongerüst binden. Wichtig ist, dass das untere Ende den Boden nicht berührt, damit der Stängel nicht fault.

Für einen Markstängel-Dekoration braucht es:

  • Umgefallene Karden, Wegwarten, Königskerzen, Brombeeren
  • Schnur und Gartenschere

Und so geht es:

  • Markstängel oben und unten anschneiden
  • An Balkongerüst, Himbeergerüst oder Pfahl anbinden
Markstängel um Betonpfeiler leicht witterungs-geschützt. Foto: Angela Zimmermann

Einige weitere Anregungen gibt es im Blog-Beitrag von Christine Dobler Gross in Zürich, die in ihrem 400-Quadratmeter-Garten dank einheimischen Pflanzen und vielen Strukturen schon gegen 70 Wildbienenarten beobachten und fotografieren konnte.

Wir freuen uns über Fotos von eigenen Ideen oder Konstruktionen, die durch diesen Artikel inspiriert worden sind. Schreiben Sie uns auf aktionnaturreich@fgzzh.ch

AktionNaturReich

Die ständige Mitwirkungsgruppe ANR informiert und sensibilisiert im Bereich Natur. Im Fokus steht dabei die Bedeutung der biologischen Vielfalt, der sorgsame Umgang mit Pflanzen und Tieren sowie die naturnahe Gestaltung und Pflege der Hausgärten, Sitzplätze, Balkone, Hochbeete oder Pflanzflächen.

 

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