Bericht

FGZ-Bocciaclub

Freundschaft, Sport und Grilladen im Grünen: Im FGZ-Bocciaclub gibt es das und mehr. Erfahren Sie mehr über den Vorstand und das Crowdfunding für die neue Bocciabahn.

Jugendquote Andrea (33)

Andrea Steingruber mit Bocciakugel in der Hand
Andrea Steingruber Bocciaclub

Als einzige Frau und jüngstes Mitglied fällt Andrea Steingruber im Bocciaclub-Vorstand auf. Wie das für sie sei, beantwortet sie mit: «Überhaupt kein Problem! Ich wurde freudig empfangen, sogar den Wochentag des Vorstandstreffen haben sie extra für mich verschoben», berichtet Andrea. Denn am Mittwochabend arbeitet sie immer lange. Sie fügt an: «Und nicht nur der Vorstand, auch alle anderen Mitglieder sind offen und sympathisch. Wir sind ein herzliches Trüppli.»

Frauen, Generationen und Boccia

Miteinander zu kommunizieren, haben sie im Vorstand ein bisschen üben müssen, wie Andrea zugibt. «Mit Ausnahme von Nico sind alle einiges älter als ich. Ich musste erst die Clubmentalität kennenlernen und die Kommunikationskultur verstehen.» Es sei eine Welt für sich, klappe aber mittlerweile gut. Über jüngere und oder weibliche Mitglieder im Vorstand würde sie sich trotzdem freuen. Auch unter den Aktivmitgliedern sei nämlich der Frauenanteil kleiner. Die Gründe kennt Andrea nicht, mutmasst aber: Am naheliegendsten sei wohl, dass dieser Sport noch mehrheitlich von Leuten gespielt werde, die in einer Zeit aufgewachsen sind, als vor allem Männer Hobbys hatten. «Ich hoffe natürlich, dass diese Dynamik durchbrochen wird.» Eine gewisse Tendenz dazu beobachtet sie bereits.

Beruf und Clubmitgliedschaft

Zum Bocciaclub ist sie durch ihren Vater Thomas gekommen. «Als Teenager habe ich mich nicht für Boccia begeistern können, daher bin ich erst seit 2018 Aktivmitglied», wie sie erklärt. «Boccia ist ein tolles Hobby, man lernt viele Menschen kennen und knüpft neue Kontakte. Ich bin Zahnärztin und kann den Behandlungsstuhl ja nicht ins Freie stellen. Bei den Turnieren sind wir den ganzen Tag im Freien – das tut mir persönlich sehr gut.» Als ehemaliger Präsident hat Vater Thomas Andrea auch ein bisschen in die Richtung Vorstand geschubst, er habe sie wiederholt auf die Vakanz hingewiesen. «Freiwillige Ämter sind unter Jungen nicht sehr beliebt, aber ich habe mich gern gemeldet und hoffe auch, mehr Junge und Frauen anzuziehen.»

 

Finanzmeister Rolf (60)

Dass der Laden läuft, das hat viel mit ihm zu tun: Rolf Baumann ist seit über 15 Jahren im Vorstand des FGZ-Bocciaclubs und trägt als Finanzmeister auch einiges an Verantwortung. Das ist aber lange nicht alles.

Viel Organisation

«Nun – ich bin ja spielerisch etwas zurückgetreten», entgegnet Rolf auf die Frage, wie die Bocciasaison gelaufen sei. «Ich schaue zum Gelände und übernehme organisatorische Aufgaben», fügt er an. Zur Vorstandsarbeit gehöre auch, dass Turniere organisiert werden, der Grill laufe, für Ausschank gesorgt sei. Dafür müssen Einkäufe geplant und Entsorgungen erledigt werden, erklärt Rolf. Zudem bedarf die Bocciabahn einiges an Pflege. Kleinere Unterhaltsarbeiten – etwa jäten – übernimmt der Vorstand selber, allen voran Rolf. Er ist zudem für das jährliche Einwintern der Bahn zuständig und begleitet die grösseren Revisionsarbeiten, was viel Zeit benötigt.

Im Kaninchenstall

«Für mich ist Spielen aber sowieso zweitrangig. Es geht mir mehr um das Zusammensein und die Gemeinschaft», so Rolf. Und Gemeinschaft schätzt er auch im familiären Rahmen: 2 eigene Kinder hat er und seine Partnerin Natascha ebenso. Mit Richi, Leon und Natascha wohnt Rolf heute in der Arbental-Siedlung. Aufgewachsen ist er aber in der Baumhaldenstrasse, wo heute die Siedlung Grünmatt steht. «Früher standen dort winzige Häuschen mit riesigen Gärten. Die Häuser haben wir ‹Chüngelistall› genannt, weil sie so klein waren», erklärt er grinsend. In den Bocciaclub ist Rolf über Natascha gekommen: «Am Tag der offenen Tür vor 15 Jahren hat Natascha eine Mitgliedschaft geschenkt bekommen. Da habe ich mich auch eingeschrieben.»

Corona als Reanimation

Ob die Suche nach jungem Nachwuchs schwierig sei, quittiert er mit einem ergebenen Lächeln. «Es ist ein Sport ab 50 – dass wir keine Jugendlichen anziehen, ist klar. Aber vor Corona haben wir uns schon etwas Sorgen gemacht. Die Pandemie hat uns dann einige neue Mitglieder gebracht», so Rolf. Plötzlich war es wieder attraktiv, draussen auf der quartiereigenen Bocciabahn Zeit zu verbringen. Die Neulinge würden bleiben, ist er sicher. Austritte gebe es im Bocciaclub selten – wer drin ist, bleibt drin.

 

Präsident Nico (42)

Zu seinen Hauptaufgaben zählten, Ansprechpartner für die FGZ zu sein, die Balance im Club zu halten und bei den Meisterschaften nicht zu gewinnen, summiert Nico Bucher lachend, wenn auf seine Clubfunktionen angesprochen. Seit 5 Jahren ist er im Bocciaclub, seit 4 im Vorstand und seit 3 Jahren Präsident. Der zweifache Familienvater ist wegen seiner Söhne Fabrizio und Jordi zum Bocciaclub gekommen.

Die jüngsten Mitglieder

«Wir wohnen direkt neben der Bocciabahn im Kleinalbis – von unserem Garten hört man quasi die Kugeln auf die Bahn fallen. Vor 5 Jahren hat der Club sein 80-jähriges Bestehen gefeiert, meine Jungs waren damals 9 und 8 Jahre alt. Sie wurden neugierig und wollten vorbeischauen. Ihnen hat das Ambiente so gut gefallen, dass wir Mitglieder wurden.» Für die beiden Jungs wurden sogar eigens die Club-Statuten angepasst, sodass auch jüngere Kinder Mitglied werden können. «Die beiden sind heute mit Cousine Salome die einzigen Kinder im Club, aber das passt so. Sonst sind sie im Baseball sehr aktiv und erfolgreich – dort sind natürlich mehr Gleichaltrige dabei. Boccia spielen die beiden hauptsächlich an Turnieren und am Grümpelturnier.» Nico findet, das habe seine Richtigkeit: «Junge müssen sich abgrenzen von den Eltern, und beim Boccia ist ja immer noch ‹der Alte› da», meint er augenzwinkernd. «Beim FGZ-Bocciaclub muss sowieso niemand nichts tun, wir sind eine entspannte, offene Gruppe», sagt er.

Ein Ort für alle

Allein wegen seiner Kinder ist Nico allerdings nicht beigetreten und schon gar nicht geblieben: «Im Sommer geniesse ich die Gemütlichkeit und das italienische Flair auf dem Clubareal ungemein. Ich spiele sonst viel Unihockey, das ist eher mein Sporthobby. Neben meiner Arbeit als Berufs-, Studien- und Laufbahnberater bin ich Teamleiter im Baseball-Club meiner Söhne. Es läuft also immer genug. Daher ist der Bocciaclub für mich ein Ort für Spass und Entspannung. Vor allem aber ist er Treffpunkt, wo man den unterschiedlichsten Menschen begegnen kann. Das gefällt mir an unserem Club so sehr: Wir sind ein Ort für alle. Im Bocciaclub hat wirklich jeder Platz.»

 

Grillmeister Serge (71)

«Im Bocciaclub geht es nicht ums Bocciaspielen», erklärt Serge Zimmerli und macht eine dramaturgische Pause. «Wir spielen gern, bewegen uns und sind draussen, was wir zweifellos geniessen,» fährt er fort. «Aber Boccia ist ein italienisches Spiel. Damit ist es vor allem auch ein – wie ich es nenne – Diskussionsspiel», er lacht auf. «Natürlich braucht es Talente, etwa Geschicklichkeit und Taktik. Aber grundsätzlich geht es um das Zusammensein und Diskutieren», erklärt er. Und bei einem italienischen Diskussionsspiel darf das Kulinarische nicht fehlen.

Meistergrilladen mit Kartoffelsalat

«Unsere Festkultur kann sich sehen lassen», verkündet Serge nicht ohne Stolz. Bei jedem Vereinsturnier gibt es anschliessend eine Grillade, für das kulinarische Wohl der Besucher kümmern sich die Vorstandsmitglieder persönlich. Jeder bringt etwas Selbstgemachtes mit, mittlerweile gibt es diverse Clubklassiker. Serges Kartoffelsalat gilt als legendär, wie alle Vorstandsmitglieder bestätigen. Zudem ist er Grillmeister des Clubs – dieser Titel wurde ihm von den anderen verliehen, wie er bescheiden anfügt. Dass der FGZ-Bocciaclub aber mehr ist als eine bessere Grillgruppe, wird im Gespräch mit Serge schnell deutlich.

Geschichtenerzähler und Vereinsmensch

Die Menschen dort sind mehr als Mitglieder und der Club mehr als ein Verein – das Familiäre, der Zusammenhalt ist ein Kitt, der Serge im Innern zusammenhält. Eine «echte» Familie hat er auch, mit 2 leiblichen und 2 Stiefkindern, 5 Enkelkindern dazu. Aber Vereinsmensch ist er durch und durch, wie seine vielen Geschichten zeigen. Die Pfadi habe ihn als Jugendlicher gerettet, erzählt er. Eine schwere Jugend habe er gehabt, mit dem Eintritt in die Pfadi habe sich das geändert. Als Serge das Versprechen ablegte, dass er jeden Tag eine gute Tat vollbringt, traf ihn das mitten ins Herz. Noch heute geht er an die Altpfadfindertreffen und ist Ehrenmitglied in der Schützengesellschaft Küsnacht. Geselligkeit, gegenseitige Unterstützung, Freundschaft, das ist Serge Zimmerli wichtig. Und das findet er unter anderem im FGZ-Bocciaclub.

 

Revoluzzer Rolf (61)

Wenn man an einen Bocciaspieler denkt, hat man nicht ihn im Kopf. Rolf Dutler wirkt mehr wie ein Bon-Jovi-Tour-Rowdy. Mit den tätowierten Armen, in T-Shirt und Jeans, mit Zigarette im Mund will er nicht so recht ins Bild eines Boccia-Vorstandsmitglieds passen. Aber seit 12 Jahren ist Rolf im FGZ-Bocciaclub und seit 6 Jahren Mitglied des Vorstands. Der Bocciaclub sei seine Familie, und als er das sagt, werden seine grossen blauen Augen wässrig.

Idyllische Kleinalbis-Kindheit

Aufgewachsen ist Rolf im Kleinalbis 100: «Auf der Strasse zwischen den Häuserreihen haben wir immer Hockey gespielt – nur leider hat gegen Abend immer einer gefehlt, weil wir abwechselnd zum Essen gerufen wurden», erzählt er grinsend. Die Kindheit sei sehr schön gewesen. Unterhalb der Bocciabahn, wo heute die Murmeliwiese ist, haben sie in den 70er Jahren Fussball gespielt, ohne viel Verkehr auf der Schweighofstrasse. Sport hat Rolf immer gemocht, auch Tennis, Badminton hat er gespielt. «Und aufs Alter eben Boccia», meint er augenzwinkernd. Als er klein war, hat er «die Alten» bereits auf dem Boccia-Areal spielen sehen, keine 50 Meter von seinem Zuhause. Bereits damals habe ihn die ruhige Atmosphäre fasziniert.

Punkrock und Calvados

Aber zunächst zog es ihn aus der lauschigen FGZ in den Zürcher Stadtdschungel. Rolf folgte seiner grossen Leidenschaft: der Musik. In der legendären Calvados-Bar war er 22 Jahre DJ und in den 80ern gar Sänger der Punkrockband Power Avenue – sogar eine Single haben sie produziert. Wenn er davon spricht, blitzen seine Augen voller Begeisterung auf, nur im Nebensatz taucht auf, dass er auch mal Schweisser war. Denn was bei Rolf zählt, ist das Herz, und das schlägt für 3 Sachen: Musik, Boccia und seine Ehefrau Bozana.

Die grosse Liebe

Kennengelernt haben sich die beiden denn auch am Abschlussessen mit dem Bocciaclub. Sie hat serviert und er mit den Kollegen den Abschluss der Saison gefeiert. Seine Augen haben die ihren gekreuzt, und auf einmal ist die Zeit stehen geblieben. Er hat zum Schluss allen Mut zusammengenommen und ihr ein Zettel zugesteckt mit seiner Nummer. Das ist 7 Jahre her.

Zum Bocciaclub FGZ Zürich

 

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