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Menschen & Geschichten: Pane mudiale 2024

Eine bunte Traube von Frauen aus Afghanistan, Algerien, Eritrea, Marokko, Pakistan, Somalia, dem Sudan, Tunesien und der Türkei backte im letzten Sommer Brot und traditionelle Spezialitäten fürs Quartier. Am «Pane mundiale» bieten die Bäckerinnen ihre Ware an, teilen ein Stück Heimat mit den Marktbesucherinnen und -besuchern.

Die Sonne steht tief, als es auf dem Friesenbergplatz nach Gözleme und Börek aus der Türkei durftet. In der Luft liegt auch das Aroma von eritreischem Kaffee mit Ingwer, zu welchem geröstetes Getreide gereicht wird. Wir schauen uns um, können uns kaum entscheiden, kaufen ein. Ein breites Lächeln gibt es überall gratis. Die Backwaren sehen nicht nur köstlich aus, sondern schmecken auch so, stellen wir später zu Hause fest. Andere Besucherinnen und Besucher wollen nicht warten. Sie nehmen Platz an den runden Tischen von Täglichbrot zwischen den Gartentöpfen und geniessen die Köstlichkeiten direkt. Man kommt ins Gespräch: «Was ist das? Woher kommt das? Was sind die Zutaten?»

Das besondere Quartierangebot nahm 2023 seinen Anfang. Die Idee zu «Pane mundiale – Brot aus aller Welt» kam vom Täglichbrot-Team, das seit 2020 am Friesenbergplatz einen Brotladen betreibt. Chris Roth weiss: «Die Frauen sind glücklich und stolz, ihre Heimat repräsentieren zu können. Manche sind auch froh, etwas zurückgeben zu können.» Hinter den Verkaufsständen steht rund ein Dutzend Frauen aus Afrika und Asien. Alle haben sich schön gemacht. Sie tragen bodenlange Kleider. Um Kopf, Hals und Schultern
haben sie sich ihre Hijabs geschlungen.

Das Leben, ein Fest

Sultan (41), Esma (45) und Filiz (50) sind heute hier. Geboren und aufgewachsen sind die 3 Frauen in der Türkei: Sultan stammt aus Tokat, einer Stadt nicht weit weg vom Schwarzen Meer. Esma kommt von Sivas, das liegt zwischen Anatolien und der Schwarzmeerregion. Filiz ist aus Adiyaman im Südosten der Türkei. Die 3 sehen in ihren kunstvoll verzierten Kleidern aus, als ob es etwas zu feiern gäbe. Und das gibt es auch: «Danke für das schöne Fest! Wir haben viel Spass», sagt Sultan fröhlich und fügt hinzu: «Es ist schön, wieder dabei zu sein und wenn die Leute sich für unser Essen interessieren.»

Schon seit halb 5 Uhr morgens ist Sultan wach. «Baklava muss frisch sein, dann schmeckt es am besten. Probiere mal, ich habe es extra nicht so süss gemacht», preist sie den honigsüssen Blätterteig mit Pistazien an. Süss ist es trotzdem – herrlich süss. Sultan und ihre Freundinnen bieten auch Gözleme und Pogaca an, ein Blätterteiggebäck mit Schafskäse. Dazu gibt es heissen Çaytee vom Schwarzen Meer aus dem Samowar, einem speziellen Wasserkocher zur Teezubereitung, serviert in typischen Topkapi-Gläschen. Auch den trinkt man süss. Sultan ist eine hervorragende Gastgeberin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren 3 Kindern in der FGZ. Beide arbeiten im Triemli-Spital. Oft besucht Sultan ihre Familie in der Türkei. Auch wenn wir
uns erst zweimal gesehen haben, fühlt es sich so an, als würden wir uns schon lange kennen.

Amani bedeutet Wunsch

Und Frieden. Wir lernen Amani (36) beim Einkaufen kennen. Sie verkauft Ajina, ein Getränk aus gekochter Hirse, Joghurt und Zucker. Sie und Hana, ihre Freundin, kommen aus dem Sudan, aus der Region Darfur. Amani vom Süden, Hana vom Westen. Hana und ihr Ehemann sowie der Mann von Amani seien vom Volk der Masalit, Amani vom Stamm der Maba, erklärt sie uns. Irgendwie verwandt sind sie alle 4 miteinander. Der andauernde Konflikt im Sudan erschwert den Kontakt zu ihren Familien. Oft ist Amani traurig. Beten zu Gott helfe ihr, sagt sie. Hier hat Amani nun ihre eigene kleine Familie, sie hat 2 Söhne. Der ältere besucht den zweiten Kindergarten, der jüngere ist bald 2 Jahre alt. «Mir gefallen die Sicherheit, der Frieden, die Schönheit und alles», sagt Amani. Sie sei froh, in der Schweiz leben zu können.

Beide Frauen sind seit 2018 in Zürich. Früher hat Amani in der FGZ im Grossalbis 33 gewohnt. Nun lebt sie am anderen Ende der Stadt. Amani würde gerne wieder am Friesenberg bei ihrer Freundin Hana sein, wenn schon die Nähe zur Familie im Sudan fehlt. Auch hier: Es fühlt sich so an, als würden wir uns schon lange kennen. Unser Gespräch am Folgetag findet über SMS statt, bald schon geht es in die Tiefe. Amani ist offen und zugewandt. Sie hat keine Berührungsängste, wir brauchen keine zu haben. Und ja, Amani hat einen Wunsch. Bescheiden ist der. «Ein Praktikum in einer Krippe oder einem Hort; ich möchte gerne Kinderbetreuerin werden», sagt die ehemalige Mathematiklehrerin.

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