Am Samstagmorgen treffen wir uns am ehemaligen Maieriesliweg in der Gründeretappe der FGZ. Priska Zahnd, Gartenbauerin mit Herzblut und einem umfassenden Wissen über die Pflege des naturnahen Gartens, führt zusammen mit Anita Bürki, langjähriges Mitglied von AktionNaturReich, durch die Gründeretappen. Wir tauchen mit Bildern in die Vergangenheit ein, im Zeitraum zwischen 1920 und 1984, während wir uns in der Gegenwart durch üppige Grünräume bewegen.
Schweighofstrasse mit Kleinalbis, Schulhaus, Baumhalde, Staffelhof und Etappen 1&2 in Bildmitte links
Am Anfang erzählt Brigitte von ihrer Grossmutter, die am Maieriesliweg lebte, heute heisst er Jakob Peter weg, bei der sie zu Besuch gewesen sei. Die Gärten waren mit Holzlattenzäunen eingefriedet und Maieriesli säumten den Weg. Der Grossvater habe eigenes Gemüse angebaut. Das sei normal gewesen in den 1925er Jahren. Die fünf Kinder aus der Stadt haben am kleinen Garten mit dem Zwetschgenbaum und den Hasen viel Freude gehabt.
In den 70er Jahren entfernte die Genossenschaft die Holzlattenzäune, was nicht bei allen Menschen gut ankam. Die Durchlässigkeit um die Häuser herum ermöglichte dafür der Tierwelt freie Wege und wenn die Hecken mit dornigen Büschen gemischt sind haben Vögel gute Nistmöglichkeiten und im Winter frische Nahrung.
Die Bäume waren zur Gründungszeit noch klein. Die riesige, vierstämmige Linde ist der älteste Baum in der Siedlung. Sie wurde 1930 gepflanzt und ist trotz dem hohen Alter noch jung, denn Linden können tausend Jahre alt werden. Je älter der Baum ist, desto wertvoller für die Biodiversität und das Nahrungsangebot. Es ernähren sich zum Beispiel 73 Raupen von ihr. Der Nektarwert ist sehr hoch, was sie besonders wertvoll macht. Wir Menschen nutzen die Linde schon lange, sie liefert uns wertvolle Blüten die als Tee genutzt werden und entzündungshemmend sind.
Die Gartenflächen waren für den Anbau von Gemüse vorgesehen, deshalb der direkte Zugang in den Keller. In jeden Hausgarten wurde ein Obstbaum gepflanzt – zum Ernten gesunder Früchte und weil der ganze Friesenberg ursprünglich voller Obstbäumen war.
Obstbäume und Strassenbäume wuchsen und geben heute einen starken Schattenwurf. Die Nutzgartenbewirtschaftung, die bis 1971 als Notwendigkeit im Reglement verankert war, ist heute schwieriger, da Schatten limitierend für das Wachstum der Nutzpflanzen ist.
Nichtsdestotrotz sehen viele Bewohner*innen noch heute einen Sinn darin in ihren Gärten Kräuter, Beeren, Früchte und Gemüse anzubauen. An bunten Blumengärten erfreuen wir uns und ebenso spannend ist es den Garten nach mehr Biodiversität zu gestalten. Indem man Unterschlüpfe für Insekten, Kleintiere wie der Igel oder die Blindschleiche baut oder für Vögel, mit stacheligen Büschen, brutsichere Nistplätze, schafft.
Und der kühlende Schattenwurf der Bäume ist heute in den heissen Sommermonaten mehr als willkommen.
Zu Besuch in Kurt Eichenberger Garten, erfahren wir, was alles angebaut werden kann im hiesigen Klima. Birnen, Kiwis, Trauben und vieles mehr kann die Familie kiloweise ernten. Etwas Gemüse baut er nach dem Prinzip der regenerativen Landwirtschaft an. Das heisst, dass der Boden immer bedeckt ist. Viele Strukturen wie Asthaufen, Kompost, Pergola, Büsche und Nisthilfen machen den Garten auch für die hiesige Tierwelt attraktiv.
Beim Rundgang sehen wir viele alte Bäume, die mit Efeu bewachsen sind. Laut Priska Zahnd schadet Efeu dem Baum nicht, sofern er alle 2-3 Jahre so zurückgeschnitten wird, dass die Krone weiterhin Licht bekommt. Efeu ist als Spätblüher für Insekten und als Beerenspender im Winter und Frühling für Vögel unglaublich wertvoll.
Priska Zahnd klärt auf, dass ein nicht als einheimisch geltender Baum, der an einem günstigen Standort gepflanzt wird, seine Berechtigung hat, da er Pollenspender für Insekten und Wildbienen ist. Wir können uns an die aktuellen klimatischen Bedingungen anpassen, wenn wir sehen, dass eine Pflanze an ihrem Standort gesund gedeiht. Wichtig ist, dass diese nicht auf der Liste der invasiven Neophyten ist und möglichst aus dem südeuropäischen Raum stammt.
Vom Nutzgarten zum Freizeitgarten
Als Fazit stellt sich heraus, dass die Nutzung des Gartens heute viel individueller mit den Lebensumständen der Bewohner*innen verbunden ist. Er wird oft als Ort der Kompensation nach einem Arbeitstag belebt, ob aktiv mit Körperarbeit oder bei Getränk und Gespräch in lauschigen Nischen. Viele Varianten entdecken wir auf unserer Begehung. Dass wir in der FGZ die Möglichkeit haben, so viel Grün und bunte Farben in unserem Aussenraum erleben zu können, ist ein Glück.
Nach drei Stunden sind unsere Sinne erfüllt mit Bildern, Beobachtungen, Gerüchen und Geräuschen und dem Gefühl, dass Geschichten über Gärten so manche Geheimnisse und Rätsel offenbaren können.
1940 Gemüseanbau auf der Känguruwiese, Foto: Baugeschichtliches Archiv Stadt Zuerich, Fotograf*in unbekannt.
Die ständige Mitwirkungsgruppe ANR informiert und sensibilisiert im Bereich Natur. Im Fokus steht dabei die Bedeutung der biologischen Vielfalt, der sorgsame Umgang mit Pflanzen und Tieren sowie die naturnahe Gestaltung und Pflege der Hausgärten, Sitzplätze, Balkone, Hochbeete oder Pflanzflächen.