Der Vorstand hat eine neue Strategie ausgearbeitet. Warum?
Die Strategie skizziert für die FGZ einen Weg in die Zukunft. Das ist für jede Organisation wichtig. Möglichst alle Beteiligten sollten wissen, wohin es geht, und hinter diesem Weg stehen. Die FGZ hatte bisher keine Gesamtstrategie. Unsere strategischen Dokumente waren zudem über 10 Jahre alt und nicht mehr auf aktuelle Herausforderungen abgestimmt.
Die FGZ hatte also strategische Grundlagenpapiere, die aktualisiert und in einem Papier zusammengefasst worden sind. Was ist neu?
Der Vorstand ist zum Schluss gekommen, dass bei der FGZ das Rad nicht neu erfunden werden muss. Grundsätzlich hat sich die Strategie bewährt, die wir seit 100 Jahren fahren. Sonst wären wir heute nicht, wo wir sind. Aber wir müssen neuere Entwicklungen berücksichtigen. Dabei geht es vor allem um 2 Themen: die demografische Entwicklung und den Klimaschutz.
Was bedeutet das auf die FGZ bezogen?
Heute werden Menschen viel älter. Es wird also in Zukunft immer mehr betagte FGZ-Mitglieder geben. Daher soll die FGZ mehr Wohnungen für die Nachkinderphase bauen. Viel Handlungsbedarf haben wir auch beim Thema Klimaschutz gesehen. In den letzten 10 Jahren hat dieses Thema enorm an Dringlichkeit gewonnen, darauf müssen wir reagieren.
Die FGZ hat sich dazu früher auch Gedanken gemacht. Nur entschied man sich gegen teure Wärmesanierungen, um die Mieten möglichst tief zu halten.
Wir sind der Meinung, das können wir uns heute nicht mehr leisten. Die FGZ hat nun ein Nettonullziel bis 2040 und muss es trotzdem schaffen, weiterhin günstige Mietzinse anzubieten. Umweltmassnahmen werden uns etwas kosten. Es ist aber nicht so, dass die FGZ Ökologie verfolgt, koste es, was es wolle. Die FGZ hat eine lange soziale Tradition, die führen wir weiter. Wir werden weiter sehr günstigen Wohnraum anbieten. Das sind unsere Wurzeln, unsere Identität.
Der Vorstand hat den Strategieentwurf den Mitgliedern vorgelegt. Teilen sie die Meinung des Vorstands, dass das Wohnportfolio angepasst und das Thema Klimaschutz mehr berücksichtigt werden muss?
Wir haben breite Zustimmung für unseren ganzen Strategievorschlag erhalten und ja, der Wunsch nach mehr Umweltschutz wird klar unterstützt. Gleichzeitig haben wir gesehen: Es gibt ein Spannungsfeld. Viele Mitglieder haben die Sorge ausgedrückt, wie günstiger Wohnraum trotzdem erhalten werden kann. Auch das hat uns bestärkt: Wir wollen zwar deutlich mehr tun als in der Vergangenheit, werden dabei aber die günstigen Mietzinse stets im Blick behalten.
Auch das fehlende Angebot für die Nachkinderphase wird sehr wohl erkannt bei den Mitgliedern. Hier haben wir uns aber auch darüber unterhalten, welche und wie viele alternative Wohnformen es in der FGZ geben soll. Hierzu hat der Vorstand eine Antwort gegeben: Alternative Wohnformen möchte die FGZ sehr wohl anbieten. Aber als grosse Genossenschaft am Stadtrand mit Fokus auf Haushalte mit Kindern sehen wir uns nicht als Vorläuferin in diesem Bereich und wollen keinen starken Fokus darauf legen. Clusterwohnungen und Alters-WGs werden bei uns also ein Nischenangebot bleiben. Gemeinschaftliches Wohnen soll aber in allen Siedlungen möglich sein.
Gab es Themen, die auf Mitgliederwunsch aufgenommen worden sind?
Es gab vereinzelte Rückmeldungen, die sich für die FGZ eine Expansion wünschen. Sprich: dass die FGZ Liegenschaften oder Land dazukaufen soll und so mehr Wohnungen bauen kann. Dass wir in unserer Nähe etwas Geeignetes finden, ist unwahrscheinlich. Wir sind der Meinung, dass wir das Richtige tun, wenn wir den Fokus auf die Erneuerung unseres aktuellen Bestands behalten. Aber wir haben die entsprechende Formulierung in der Strategie offener formuliert. In der gleichen Art haben wir den Wunsch berücksichtigt, dass die FGZ ihre Auffassung vom Begriff Familie weiter und moderner fassen soll. In ähnlicher Weise haben weitere Rückmeldungen geholfen, die Aussagen in der Strategie zu präzisieren.
Es ist in der Kompetenz des Vorstands eine Strategie zu entwickeln. Es gab aber einen mehrstufigen Mitwirkungsprozess. Warum?
Korrekt, die Strategie-Entwicklung ist Aufgabe des Vorstands. Die Mitglieder bestimmen mit der Wahl des Vorstands, wer die Strategie festlegt. Uns war es aber sehr wichtig, dass alle sich dazu äussern können und so wertvolle Ideen einfliessen. Die Vertrauensleute haben wir als wichtiges FGZ-Gremium aktiv zugezogen, um die Strategie noch besser in der Mitgliederbasis abzustützen. Ebenfalls haben wir die Fachleute in den Kommissionen als Sachkundige nach ihrer Meinung gefragt.
Welche Rückmeldungen konnte der Vorstand nicht weiterverfolgen?
Zum einen gab es Meldungen, dass Kinder der Genossenschafter/innen erleichtert Mitglied werden könne. Auch haben wir den Wunsch gehört, ob nicht vermehrt Haushalte aus dem Mittelstand aufgenommen werden können. Für uns ist aber klar: Ein Reihen-Einfamilienhaus mit Garten geht nicht an eine WG, sondern bevorzugt an einen Haushalt mit Kindern, der auf günstigen Wohnraum angewiesen ist. Wir sind die Familienheim-Genossenschaft, unser Fokus ist klar und in den Statuten so festgehalten.
Gab es weitere Themen, die nicht in die Strategie eingeflossen sind?
Einige hinterfragten die soziale Durchmischung. Sie fragten sich, ob es nicht gut wäre, wenn es z.B. ein Haus gäbe, wo z.B. Alleinerziehende oder nur Familien nebeneinander wohnen. Das hätte durchaus seine Vorteile. Wir möchten aber, dass wir durchmischt wohnen, so dass sich reich und arm, alt und jung möglichst mit verschiedenen Lebensmodellen begegnen können. Das fanden auch die Vertrauensleute richtig.
Wie geht es nun weiter?
Die Strategie wird der 100. Generalversammlung im Juni vorgelegt. Der Vorstand wollte diese Zustimmung abholen. Es gibt uns seit 100 Jahren und wir sind gut aufgestellt. Nun möchten wir dafür sorgen, dass wir auch in den nächsten 100 Jahren gut unterwegs sind.
Das Interview mit Karin Schulte hat Josephine Bond geführt. Erschienen ist es im FGZ-Info 2024/2.